Togo – ein Land mit kulturellem Reichtum, vielfältigen Gesellschaften und atemberaubenden Landschaften
Und doch ein Land, dass unter Europäer*innen und Einwohner*innen anderer westlicher Staaten verhältnismäßig wenig bekannt ist. Tatsächlich hört man bereits auf die Frage nach der geografischen Lage des kleinen westafrikanischen Landes zumeist lediglich grobe Schätzungen, von denen „irgendwo in Afrika“ schon eher präzise ist.
Hier eine kurze Vorstellung des faszinierenden Landes, welches fast 5000 km von Deutschland entfernt liegt. Eingebettet zwischen dem Golf von Guinea im Süden und grünen Hügeln im Norden präsentiert sich Togo als ein faszinierendes Mosaik aus Kulturen, Traditionen und atemberaubenden Landschaften. Neben seinem Nachbarn Ghana im Westen, grenzt Togo an die ebenso französischsprachigen Länder Benin im Osten und an Burkina Faso im Norden.
Doch warum ist Togo in Ländern des globalen Nordens so wenig bekannt? Dies liegt wohl vor allem daran, dass internationale Nachrichten eher selten von Togo handeln. Togo wird nicht als bedeutende Wirtschaftsmacht klassifiziert, die Infrastruktur des Landes ist ausbaufähig und Importwaren aus Togo begegnet man auch nur selten – trotz Exporten von Phosphaten, Kaffee, Kakao, Gold und einigen weiteren Rohstoffen. Im Land herrschen keine brutalen Aufstände, und große Migrationsbewegungen in Richtung Europa sind aufgrund der weiten Distanz auch nicht zu verzeichnen. Des Weiteren gibt es in Togo kein hohes Vorkommen an Öl – für viele Medien wenig Grund also, um in den 20:00 Uhr Nachrichten erwähnt zu werden oder die Aufmerksamkeit sogenannter westlicher Industrieländer auf sich zu ziehen. Denn die Berichterstattung über Länder des globalen Südens ist oft verallgemeinert und einseitig – konzentrieren sich Medien vor allem auf Armut, Migration und Konflikte.
Togo ist jedoch eine intensivere und vor allem differenziertere Betrachtung wert. Wie bereits erwähnt, ist das Land besonders reich, wenn man einen Blick auf Natur und Gesellschaften wirft. Die Landschaft ist atemberaubend und abwechslungsreich, vom fruchtbaren grünen Süden über bergige Landstriche in Richtung Norden, hin zu einer trockenen savannenähnlichen Landschaft.
So vielfältig wie die Natur sind auch die Menschen, die hier leben. Viele verschiedene Bevölkerungsgruppen mit einer Vielzahl an Sprachen – insgesamt 39 an der Zahl – sowie unterschiedlichsten spirituellen Zugehörigkeiten sind hier zu Hause. Die verschiedenen Gesellschaftsgruppen tragen zum reichen Schatz an Traditionen und Bräuchen bei.
Togo verbindet mit den meisten anderen afrikanischen Staaten eine ähnliche Historie. Als Land existiert es in seiner heutigen Form durch koloniale Ein- bzw. Aufteilung, die ganze Gesellschaften voneinander trennten. Auch heute merkt man dies zum Beispiel an grenzübergreifenden Sprachen, wie etwa Ewe an der südlichen Grenze von Togo und Ghana.
Sich mit dem Thema Kolonialismus zu beschäftigen ist bei einer Reise nach Togo oder anderen afrikanischen Ländern unabdingbar. Zunächst waren es die Briten, die an die Küste Togos zum Handeln kamen, wodurch sich auch heute noch einige englische Begriffe in Stammessprachen wiederfinden. Später war das Gebiet lange Zeit deutsches Protektorat, bis das Land nach dem ersten Weltkrieg schließlich französische Kolonie wurde. Jeder dieser Kontakte und jede Eroberung durch fremde Kräfte hat Spuren im Land hinterlassen, die bis heute existieren. Auch Spuren der Deutschen finden sich noch zuhauf. Alte Brücken und Brunnen und ausgerechnet das Wort „Lachen“, eine Eigenschaft, die man stereotypisch gesehen nicht unbedingt mit Deutschen verbindet, hat sich ebenfalls in eine der Sprachen eingeschlichen. Aber auch und vor allem postkoloniale Abhängigkeiten sind Folge der jahrzehntelangen Besetzungen. Daher ist es besonders wichtig, sich mit dem Thema Kolonialismus zu beschäftigen, wenn man Entwicklungszusammenarbeit ausübt.
Wichtig zu betonen ist aber auch, dass die Geschichte Togos nicht erst mit dem Thema Kolonialismus beginnt, wie man aufgrund der Fülle an vor allem westlicher Literatur über dieses Thema zu meinen scheint. Stattdessen bietet das Land auch Einblicke in eine Historie voller einflussreicher Königreiche bis hin zur modernen politischen Landschaft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Togo heute finanziell gesehen ein armes Land ist. Besonders Krankheiten wie Malaria, Hunger, Korruption und ein Mangel an Bildung sind alltägliche Herausforderungen vieler in Togo lebender Menschen. Gleichzeitig ist Togo aber auch ein Land mit großem Potenzial, was wir euch gerne aufzeigen möchten. Wir von Togo Ta Alafia e.V. wollen nicht an (post-)koloniale „Entwicklungshilfe“ anknüpfen, aber vielleicht doch an das „Lachen“. Wir möchten dabei vor allem togoische Initiativen unterstützen, die benachteiligte Menschen in einem Land mit problematischen Lebensrealitäten helfen können.